Die Kunst des Schreibens 2 – überlegt und ohne Fremdwörter

ueberlegtSich im Klaren sein, was man schreiben will, und Fremdwörter meiden: die Stilregeln 4 und 5 aus Broder Christiansens Prosa-Schule.

Im ersten Brief hat Christiansen empfohlen, laut zu lesen, was man schreibt. Er meint damit nicht, so zu schreiben, wie man spricht. Wenn man beim lauten Lesen aber über Sätze oder Wörter stolpert, ist der Text noch zu wenig ausgereift. Weiter warnt er vor unnötigen Steigerungen: sehr, äusserst, überaus und Superlative sind zu meiden. Schliesslich rät Christiansen, einfach zu bleiben. Beispielsweise ist statt dem umständlichen «derjenige, welcher viel schreibt ...» das schlichtere «wer viel schreibt ...» zu bevorzugen. Im zweiten Brief führt Christiansen zwei weitere Schreibregeln ein.

Regel 4: Erst schauen, dann schreiben – erst denken, dann schreiben

«Ehe Sie die Feder ansetzen, sollen Sie wissen, was Sie zu sagen haben», mahnt Christiansen in seiner vierten Schreibregel. Dies widerspricht einigen modernen Creative-Writing-Büchern, die dazu auffordern, einfach draufloszuschreiben. Dies mag bei einer Schreibblockade helfen, birgt aber die Gefahr, dass Sie unausgegorene Gedanken und schiefe Bilder zu Papier bringen. «Mit einem Fusse stehen wir im Gefängnis, und mit dem anderen nagen wir am Hungertuch», ist für Christiansen der Satz eines «Blindschreibers». Kann man mit einem Fuss am Hungertuch nagen? Wohl kaum, auch nicht im übertragenen Sinn. Prüfen Sie Bilder deshalb vor Ihrem inneren Auge und denken Sie darüber nach. Ist der Gedanke, die Idee, die Metapher stimmig? Schreiben Sie erst, wenn Sie diese Frage mit «Ja» beantwortet haben.

Regel 5: Meiden Sie Fremdwörter

Besondere Freude hatte ich an Christiansens fünfter Regel: «Sie sollen jedes entbehrliche Fremdwort meiden!» Erstaunlich, wie die heute so gescholtenen Anglizismen bereits vor hundert Jahren thematisiert wurden – wobei damals Wörter aus dem Französischen und Lateinischen wohl auch noch eine Rolle gespielt haben. Christiansen ist aber kein Hardliner: «Wir wollen Sie nicht überreden zur Fremdwörterfeindschaft“, meint er. Entscheidend ist für ihn, dass das deutsche Wort knapp, fest und in der Form mindestens gleichwertig sein muss. Ein Fremdwort darf also nicht gegen eine umständliche deutsche Umschreibung ausgetauscht werden.

  • Fazit: Schreiben Sie nicht blind drauflos, sondern machen Sie sich klar, was Sie schreiben wollen, bevor Sie es zu Papier bringen. Setzen Sie Fremdwörter nur ein, wenn es kein gleichwertiges deutsches Wort gibt.

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