Ein gutes Lektorat ist entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Produkts, ob Roman oder Geschäftsbericht.
Broschüren, Geschäftsberichte und Webseiten haben eines gemeinsam: Die Verantwortlichen achten auf eine grafisch gelungene Präsentation. Sogar bei literarischen Werken muss der Text ansprechend aussehen. Wer kauft schon ein Buch, wenn er beim Durchblättern ein Gewusel von Wörtern in schlecht gesetztem Flattersatz antrifft? Grafische Elemente sind wichtig, dürfen aber nicht über einen kläglichen Inhalt hinwegtäuschen. Sie müssen unterstützend wirken, sonst fühlt sich der Kunde nach dem ersten Satz übertölpelt. Er wird sich hüten, noch einen Geschäftsbericht dieser Firma zur Hand zu nehmen oder ein Buch desselben Autors zu kaufen. Und hier kommt der Lektor ins Spiel. Er stellt sicher, dass alle Elemente zusammenpassen.
Nicht reine Textarbeit
Ein guter Lektor ist kein reiner Textarbeiter. Er schaut sich auch das Umfeld eines Textes an. Passen die Bilder zum Text? Und die Bildlegende zum Bild? Sind die Tabellen, Charts und Diagramme sinnvoll? Gibt es Inhalte, die fehlen, oder Inhalte, die für den Leser überflüssig sind? Beim Lektorat geht es nicht nur um Aufbau und Stil. Ein guter Lektor versucht, alle Elemente in Einklang zu bringen. Er verhindert, dass Leserinnen und Leser frustriert aufgeben und sich einem anderen Produkt zuwenden.
E-Book-Verlage ohne Lektorat?
Ich habe von E-Book-Verlagen gehört, die tatsächlich auf ein Lektorat verzichten. Da fällt mir buchstäblich der Kiefer runter. Kurzfristig mag das ja funktionieren, wenn ein Autor gute Texte abliefert. Langfristig wird sich diese Praxis rächen, denn jeder Autor – und sei er noch so talentiert – ist in seinem Roman gefangen. Autor und Text profitieren vom neutralen Blick und den Anregungen des Lektors. Zudem behält der Lektor auch andere Aspekte im Auge, beispielsweise den Buchumschlag oder die Vermarktung des Autors. Verzichtet ein Verlag auf diese Arbeit, wird er jämmerlich eingehen, eher früher als später.
Für Self-Publisher ein Muss
Self-Publisher neigen dazu, ihre Texte ohne Lektorat zu veröffentlichen. Das Budget ist knapp und günstig ist ein Lektorat nicht. Als Self-Publisher sollte man aber eines nicht vergessen: Je einfacher es wird, zu publizieren, umso mehr Schreibende werden dies tun und umso wichtiger wird es für potenzielle Leserinnen und Leser, die Spreu vom Weizen zu trennen. Es mag Perlen geben, die ohne Lektorat funktionieren, aber das sind Ausnahmen. Vielleicht gehöre ich (noch) zu einer Minderheit, aber ich denke bereits wieder daran, einen grossen Bogen um die Self-Publisher zu machen. Daran ändern auch 99-Cent-Angebote nichts. Zu viele schlechte Texte sind mir untergekommen.
- Fazit: Ein Lektorat ist eine Investition in die Qualität und den langfristigen Erfolg eines Produkts. Liebe Kommunikationsverantwortliche, Verlagsleute und Self-Publisher, überlegt es euch gut, bevor ihr beim Lektorat spart.